(Blogmensgo, schwuler Blog vom 5. Juni 2014) Etwa 4000 Menschen haben am 31. Mai 2014 am ersten CSD-Umzug durch die Straßen von Nikosia, der Hauptstadt von Zypern, teilgenommen. Die Stimmung war freundlich und herzlich, aber zugleich eher fordernd als festlich. Außerdem gab es eine Menge Polizeischutz.
Der CSD fand am Ende von zwei Wochen mit Veranstaltungen statt. Damit sollte an die Offenheit der Zyprer und zugleich an das Coming-Out derjenigen Menschen appelliert werden, die es sich erlauben können. Obwohl im griechischen Teil der Insel die Homosexualität schon seit 1998 straffrei wurde, trauen sich viele Schwule und Lesben noch immer nicht, ihre sexuelle Orientierung offen zu leben, weil sie Angst vor Stigmatisierung haben. Im türkischen Norden ist Homosexualität erst seit Januar 2014 straffrei. Türkisch-zyprische Schwule und Lesben haben diese Gelegenheit genutzt, in Nikosia zusammen mit den griechischen Inselbewohnern am CSD-Umzug teilzunehmen.
Auf diesem ersten CSD-Umzug gab es nur Spruchbänder und Slogans. Umzugswägen mit dem für uns gewohnten Augen- und Ohrenschmaus sind erst für kommende Jahre geplant. Die einzigen grellen Farben waren die der Regenbogenflagge. Es wurde versucht, die Zyprer nicht (zu sehr) zu schockieren, zugleich aber die Forderungen der Veranstaltung klar darzustellen.
Viele Teilnehmer forderten vor allem die eingetragene Partnerschaft.
Natürlich hat die orthodoxe Kirche Zyperns die Veranstaltung scharf verurteilt, mit der Begründung, dass die heilige Schrift Homosexualität nicht zulässt. Militante Ultraorthodoxe versuchten, den Umzug zu stören, wurden jedoch von der Polizei davon abgehalten.
Veranstalter dieses ersten zyprischen CSDs war die Vereinigung Accept LGBT Cyprus (Webseite | Facebook-Seite). Die Stadtverwaltung von Nikosia und etwa 15 ausländische Botschaften und Vertretungen sowie zwei lokale politische Parteien haben ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen. Die österreichische ESC-Gewinnerin Conchita Wurst (Artikel vom 13. Mai) war ebenfalls „vertreten“ – durch den österreichischen Botschafter und seine Frau, beide mit falschem Bart.
Wolfgang / MensGo
(Nach aktuellen Pressemitteilungen, darunter: Jeanmarcmorandini.com und Francetvinfo.fr vom 2. Juni 2014)